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Identität und Diskurs

„Guten Abend, herzlich willkommen bei den Heute-Nachrichten“ mit diesen Worten begrüßte Petra Gerster fast 23 Jahre lang Zuschauer*innen zu den Nachrichten. Doch es war eine andere Ansprache, die zu Diskussionen führte. 2020 begann sie auch bei den gesprochenen Nachrichten zu gendern und sprach von Länderchef*innen und Apotheker*innen. Kritiker*innen liefen Sturm gegen den Glottisschlag und schrieben empörte Briefe an die „heute“-Redaktion. Bei einem Auftritt in der Talkshow Maischberger, kurz vor ihrem Ruhestand, sagte sie, dass „die Mehrheit der Zuschauer es ablehnt“. Doch kann eine inklusive Sprache nicht auch zu einer Erweiterung des Bewusstseins und zur Sichtbarmachung verschiedener Gruppen führen?
In dem neuen Buch „Vermintes Gelände“ widmet Petra Gerster sich mit dem Publizisten und Journalisten Christian Nürnberger, dem Thema Identitätspolitik und der Macht der Sprache. Dabei analysieren sie wie es gelingen kann, mit sensibler Sprache die Gesellschaft rücksichtsvoller und toleranter zu machen, ohne in den Dogmatismus rigoroser Moralist*innen zu fallen. Und sie gehen der Frage nach, was noch als gefestigt gilt.

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